Die Körper in den Werken der Fotografin Lisa Rastl und des Choreografen Willi Dorner klemmen in Nischen, sitzen auf Brachen und verspannen sich zwischen Mauervorsprüngen: In ihren kollaborativen Arbeiten erforschen die beiden Lebensräume und ihren spezifischen Charakter in unterschiedlichen Ländern. Dabei arbeiten Dorner und Rastl, die dieses Jahr den ersten Elfriede-Mejchar-Fotopreis erhielt, stets mit lokal ansässigen Performerinnen und Performern. Sie werfen einen neuen Blick auf – ansonsten häufig wenig beachtete – Orte. Das Live-Performance-Projekt „Bodies in urban spaces“, das Willi Dorner seit 2007 inszeniert und in mittlerweile 140 Städten umsetzte, untermalt die Dominanz architektonischer Strukturen durch Interventionen bunt gekleideter Menschen (Seite rechts: „Bodies in urban spaces, NY“, 2010). Auch in Eskişehir (Türkei) und Tirana choreografierte und fotografierte das Paar: Dort entstanden 2022 die Serien „grief and pleasure“ (Seite 19) und 2023 „transient_Tirana“ (Seite 20–21): Personen, deren Kleidung ein Mix aus traditionellen Gewändern und Fast Fashion ist, vermessen Räume in prekären Übergangsphasen – wie das Paar über Tirana schreibt: „Ein Nebeneinander von Alt und Neu, von Unfertigem und teils Zerstörtem. Hastig errichtete Kuben neben Häuserruinen, unvollendet und improvisiert, ein Mix aus Qualitäten, Materialien und Stilen.“